Teil 6: Meet and Greet mit Aurora Borealis
- Restlesstraveller
- 20. Jan. 2018
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Juli 2018
Die nächste Etappe meiner Reise führt mich auf die Halbinsel Snæfellsnes. Landschaftlich bin ich im Paradies gelandet. Ich wohne auf einem Pferdegestüt, und aus meinem Zimmer kann ich nicht nur das Meer, sondern auch den Gletscher Snæfellsjökull und die Berge hinter uns sehen. Ich erlebe hier die wunderschönsten Sonnenauf- sowie Untergänge, und esse jeden Tag wie eine Königin. Die Nächte sind so dunkel dass man Millionen Sterne am Himmel funkeln sieht. Zahlreiche Sternschnuppen und atemberaubende Nordlichter ziehen regelmässig vor meinem Fenster vorbei und verwandeln diese Gegend in ein mystisches Wunderland. Doch langsam komme ich dahinter, wie sehr der isländische Winter den Menschen hier alles abverlangt. Während das Ehepaar, das mich hier freundlicherweise aufgenommen hat, daran gewohnt ist, komme ich damit allmählich an meine Grenzen. Die Sonne geht mittlerweile nicht mehr vor halb 12 Uhr mittags auf und geht um vier Uhr nachmittags bereits wieder unter. Es ist also meist nicht länger als vier Stunden hell am Tag. Da es länger dunkel als hell ist bin ich irgendwie ständig müde. Um halb 10 Uhr morgens klingelt mein Wecker. Ich schaffe es jeden Tag nur unter grösster Anstrengung, das warme Bett zu verlassen, um in der scheinbar tiefsten Nacht zum Stall hoch zu stapfen und die Pferde zu füttern. Jeden Morgen und Abend werde ich von ihnen hungrig erwartet, in Dunkelheit. Ungeduldig schnappen sie nach meinen Händen, während ich das Heu verteile. Man könnte meinen, man hätte sie seit einem Monat nicht mehr gefüttert! Ich habe mich auch hier mit der Stallkatze angefreundet, die mich, als Highlight meines Tages, jeden Morgen und Abend freudig mit einem Krächzen (ja ihr habt richtig gehört!) begrüsst und ihre Tagesration an Streicheleinheiten bei mir einkassiert. Ich gebe zu, es ist eine Win-Win Situation, denn es ist sozusagen die einzige soziale Interaktion über die ich hier verfüge. Die Farm ist riesig, und naja, wie drücke ich das am besten aus: alle ausser mir haben gelernt, den langen, dunklen Winter in Island zu überleben. Und entgegen der meisten Annahmen überlebt man ihn hier nicht, indem man sich zusammen an einen Tisch setzt, isst, Geschichten erzählt, gemeinsam lacht und ein Glas Glühwein vor dem Kamin trinkt, in welchem ein gemütliches Feuer knistert. Nein. Die Isländer sind nicht unbedingt gesellige Menschen. Es gibt nicht viel Arbeit, und es kommt mir fast so vor, als würden die Menschen hier Winterschlaf halten. Als würden sie sich ausruhen von den Strapazen des Sommerhalbjahres, und auf das bald folgende nächste Sommerhalbjahr vorbereiten. Stillstand. Das ist echt schwer für mich. So viel Zeit…so viel Zeit zum Nachdenken, so viel Zeit um nichts zu tun. In der man festsitzt. Zeit, die man irgendwie totschlagen muss, füllen muss mit einem sinnvollen Inhalt. Doch was ist sinnvoll? Diesen Beitrag zu schreiben? Ich weiss es nicht. Ich mache das eine Woche mit, dann reicht es mir. Ich entscheide, es langsam aber sicher gut sein zu lassen. Bald ist Weihnachten, und die will ich nun umso mehr im Kreise meiner Liebsten verbringen. Doch einen letzten Trip gönne ich mir noch: Für das «grande Finale» habe ich mir die berühmt berüchtigte und von Touristen überhäufte Gletscherlagune aufgehoben.
Und für euch hier die Ergebnisse der langen Nächte, viel Zeit und etwas Langeweile: Eingefangene und festgefrorene Momentaufnahmen die zum Staunen, Träumen und Teilen einladen.



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