Teil 5: Akureyri
- Restlesstraveller
- 20. Jan. 2018
- 3 Min. Lesezeit

Nach zwei Wochen zieht es mich weiter nach Akureyri. Die etwas verschlafene Hafenstadt am Fusse eines riesigen Fjords liegt wie eigebettet zwischen mehreren Gebirgsketten. Hier hoch kommt ein Tourist höchstens zur Walbeobachtung. Ich miete mir erneut ein Auto um die für mich interessantesten Sehenswürdigkeiten in einem Tag abzuklappern, bevor es für mich dann weiter auf die nächste Farm im Westen Islands geht. Genauer gesagt nach Snæfellsnes, der berühmt berüchtigten aber bisher geheim gehaltenen Perle Islands in Form einer Halbinsel. Aber zurück nach Akureyri. In der Nähe der Stadt befindet sich der berühmte Torfhof Laufás. Er zeigt auf, wie die Menschen in Island früher gelebt haben. Ich bin da frühmorgens hin, weil ich in Ruhe die berühmten Torfziegelhäuser mit den mit

Grassoden bewachsenen Dächern fotografieren wollte. Zum Hof gehört ein Museum, welches Zutritt zu den Häusern gewährt, die zur Veranschaulichung altertümlich eingerichtet sind. Perfekt, um sich das Leben von damals besser vorstellen zu können. Danach geht es für mich weiter zum Goðafoss, dem Wasserfall der Götter. Der Sage nach soll der Gesetzessprecher Þorgeir

Ljósvetningagoði Þorkelsson um das Jahr 1000 n. Chr., nach der beschlossenen Übernahme des Christentums als Staatsreligion, die letzten heidnischen Götterbilder in den Goðafoss geworfen haben. Daher der Name Wasserfall der Götter. Ein Kirchenfensterbild in der Domkirche von Akureyri (Akureyrarkirkja) erinnert an diese Geschichte. Im Gegensatz zur Golden Circle Route in Reykjavik bin ich da sozusagen alleine vor Ort. Was natürlich die Qualität der Fotografien erheblich steigert und der Rundreise eine angenehmere Note verleiht. Weiter geht’s für mich nach Mývatn, dem mystischen See, umringt von einer äusserst vielseitigen und ständig verändernden Landschaft aus Lavaformationen und aktivem Vulkanismus. Zweitgenannter geht von dem etwa 40 Kilometer langen Vulkansystem des Zentralvulkans Krafla aus. Der aktive Vulkanismus in diesem Gebiet hat auch die nächste Sehenswürdigkeit die ich mir ansehe hervorgebracht: die geothermischen Felder in Hverir.


Bevor die meterhohen Dampfsäulen überhaupt in Sichtweite sind, riecht man es: Schwefel. Plötzlich breitet sich im Auto ein Gestank aus faulen Eier aus. Ich weiss augenblicklich, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Kaum habe ich den Hügel überquert, schiessen die schwefelhaltigen Säulen wie Pilze aus dem Boden. Auch hier bin ich lange vollkommen alleine auf dem Gelände. Die Landschaft wirkt ausserirdisch. Der graue

Schlamm vermischt mit dem braun-roten Matsch und den giftgelben Schwefelrückständen geben mir das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein. Überall gluckst und blubbert, zischt und dröhnt es. Da und dort steigen Dampfschwaden aus der Erde gen Himmel, und in Schlammlöchern steigen Blasen auf und zerplatzen mit einem lauten „Blop“. Der Gestank ist bestialisch. Ich stapfe den Pfaden zwischen den abgegrenzten Stellen entlang und mache wie von Sinnen Fotos und Videos, in der Hoffnung, diese surreale Umgebung
irgendwie einfrieren und mitnehmen zu können. Womit ich nicht gerechnet habe: der Matsch ist echt klebrig und bleibt an den Schuhen auch nach verzweifeltem Auftreten und Scharren haften. Also ein kleiner Tipp von mir: Wer sein Mietauto nicht völlig verdrecken und den Schwefelgestank mitnehmen will, sollte sich vielleicht ein paar Ersatzschuhe einpacken.

Der letzte Halt meiner Tour erweist sich als Reinfall: die berühmte Grjótagjá Höhle liegt völlig im Dunkeln und wurde durch einen Felssturz teilweise so schlimm verschüttet, dass ich die Besichtigung nur mit einem erfahrenen Guide wagen würde. Zum herrlichen Abschluss, und weil die Isländer völlig verrückt nach Weihnachten sind, besuche ich passend zum ersten Advent das berühmte Christmas House, welches knapp zwölf Kilometer vor Akureyri liegt. Wie der Name bereits verrät, findet man dort nur Dinge, die zu Weihnachten passen. Inklusive Santa Claus, der diesen Laden führt.
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