top of page

Island und seine Bewohner – kalt und unerbittlich wie das Land selbst? Teil 1

  • Autorenbild: Restlesstraveller
    Restlesstraveller
  • 13. Jan. 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Jan. 2019

Das Land von Feuer und Eis. Ein Land, welches sich in den letzten Jahren zu einem Touristenmagnet gemausert hat. Nicht ohne Grund, denn Island hat jedem Naturliebhaber etwas zu bieten: unberührte, weite und grüne Landschaften, Vulkane, die auch unterhalb von Eis und Erde brodeln, heisse Quellen, atemberaubende Geysire, lange, schwarze Sandstrände, spektakuläre Wasserfälle, eisige Gletscher, endlose Schnee- oder Lavawüsten und natürlich die mystischen Nordlichter. Ich wollte es genau wissen, und habe Island für 4.5 Wochen bereist.


ree

Seit sieben langen Tagen habe ich die Sonne am Himmel nicht mehr gesehen. Seit sieben langen Tagen wütet hier, hoch oben im Norden Islands der Schneesturm. Tag und Nacht. Ohne Pause, ohne Unterlass. Wie eine Herde wild gewordener Islandpferde, die durch den Schnee pflügen und dabei alles und jeden in ein nebliges Meer aus Eis und weissem Puder verwandeln. So romantisch diese Vorstellung für jemanden klingen mag, umso zerstörerischer zeigt sich die Realität. Der Sturm zwingt alle zum Stillstand. Tiere wie Menschen. Und wer kann, sucht sich einen sicheren Unterschlupf um abzuwarten. Aber nicht einmal hinter Mauern ist man sicher. Der eisige Wind Islands bahnt sich seinen Weg durch jede noch so kleine Ritze, dringt in jede noch so kleine Öffnung ein. Und genau das wurde unseren Schafen beinahe zum Verhängnis.



Teil 1 - Reykjavik


Reykjavik- die Touristenfalle

Doch bevor ich dazu komme, zurück auf Anfang. Die meisten Touristen, die nach Island reisen, kommen gar nie weiter als Reykjavik. Wozu auch? Reykjavik bietet alles, was man braucht, gesammelt und gebündelt an einem Ort. Es fehlt vor allem nicht an Angeboten: Tagestouren um die berühmtesten Sehenswürdigkeiten Islands zu sehen, Nachttouren um die Nordlichter zu fotografieren, oder gar ganze Wochentouren durch die Highlands, Gletschertouren, Reitausflüge… alles was das Isländer-Touristenherz begehrt. Man kann seinen ganzen Aufenthalt in Reykjavik verbringen und doch behaupten, ganz Island gesehen zu haben. Auch ich kam wie praktisch alle Touristen vom Flughafen Keflavik direkt in die Stadt, um hier die Nacht zu verbringen. Und wurde gleich mal von den Preisen erschlagen: Reykjavik ist eine sehr teure Stadt! Und ich weiss, wovon ich spreche, schliesslich bin ich in der Schweiz gross geworden. Aber die Bewohner Reykjaviks haben schnell gelernt, sich die Touristenmassen zu Nutzen zu machen und vom Touristengeld zu profitieren. Dem Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt. Hunderte kleiner, feiner und gemütlicher Restaurants, Bars, Cafes Hotels und Hostels säumen die weihnächtlich geschmückten Strassen in Reykjavik. Das Ende ist damit noch lange nicht erreicht! Unten am Meer thront erhaben die Harpa und leuchtet nachts mit den Nordlichtern um die Wette. Rundherum jedoch wird das idyllische Hafenbild von einer enormen Baustelle zerstört. Hier sollen neue Hotelkomplexe aus dem Boden gerammt werden. Und es bleibt nicht die einzige Baustelle. Überall in Reykjavik trifft man auf baufällige Häuser, die abgerissen werden, um weiteren Projekten für Touristenunterkünfte Platz zu machen. Dabei nimmt man es mit der Legalität oft nicht so genau, denn viele dieser Häuser sind uralt und denkmalgeschützt. Aber die Touristen kommen, und werden auch weiterhin kommen, dies steht ausser Frage. Davon ist auch das Magazin Iceland Review überzeugt. Darin schreibt Geir Finnsson: «Die Zahl der aus dem Ausland angereisten Besucher ist im Jahre 2016 um fast 40% angestiegen. Und anhand Wirtschaftsstudien wird im nächsten Jahr von einem weiteren Wachstum von 11%, sowie einem Anstieg von 8% in 2019 ausgegangen.» Ich zitiere: «Es sieht so aus, als ob die Tourismusindustrie, die in den letzten Jahren zu einem grundlegenden Wirtschaftszweig herangewachsen ist, hier ist um zu bleiben.» Und jeder will sein Stück vom Kuchen abkriegen. In der Hochsaison, wenn die meisten Touristen anreisen, werden die Preise erhöht. Saisonpreise nennt man das hier. Ob man ein Auto mieten oder einfach nur eine Übernachtung im Hotel buchen möchte, man bezahlt im Sommer fast doppelt so viel wie im Winter. Die Nachfrage bestimmt hier den Preis. Doch auch im Winter sind viele Schlafplätze besetzt, und ich habe für einen Platz im Schlafsaal mehr bezahlt als für ein Einzelzimmer in Deutschland!


ree

Die Stadt Reykjavik ist wohl das pulsierendste Organ Islands, wenn man die Natur-phänomene mal aus dem Spiel lässt. An den Wochenenden sind die Strassen Reykjaviks bis in die frühen Morgenstunden erfüllt von Musik und fröhlichen Menschenstimmen. Gerne mischt sich ab und zu mal noch das Geschrei einiger Betrunkener darunter, die den Heim-weg um drei Uhr morgens nicht mehr finden. Selbst jetzt, im tiefen Winter, zieht es die Menschen abends raus auf die Strassen um zu feiern. Wie die Isländer selbst sagen: Reykjavik ist die Stadt der Ausländer, denn Einheimische sieht man in Downtown so gut wie keine. Dafür trifft man hier Menschen aus aller Welt, egal ob für Kurzaufenthalte oder etwas Längerfristiges: die Stadt bietet jedem ein Zuhause. Und wenn es eine ganz glückliche Nacht ist, dann kann man selbst von der Lichter durchströmten Stadt aus die Nordlichter bestaunen. Auch mich hat die Stadt schnell in ihren Bann gezogen. Aus einer wurden drei Nächte. Natürlich gehört die Besichtigung der Hallgrímskirkja bei einem Aufenthalt in Reykjavik zum Pflichtprogramm. Die Kirche überragt auf einem Hügel die gesamte Stadt und wirkt dadurch noch mächtiger. Von der Hallgrímskirkja aus liess ich mich treiben, begleitet von feinen, goldenen Sonnenstrahlen. Ich fand mich im Park wieder, und dem inmitten der Stadt liegendem See Tjörnin.

ree

Er war teilweise zugefroren und bot somit einigen furchtlosen Touristen eine Abkürzung oder aber eine waghalsige Mutprobe. Die Einheimischen schüttelten bei diesem Anblick nur den Kopf und liefen weiter. Eine einheimische Isländerin sagte mir einmal: «Deshalb zählen wir die toten Touristen hier nicht mehr. Es gibt einfach zu viele, die Unüberlegtes und Dämliches tun.» Die Sonne leuchtete mir weiterhin in goldenem Schimmer den Weg. Es war Nachmittag um zwei, allerdings schien es, als würde die Sonne bald untergehen. Ich hatte bereits gelernt, dass das im Winter in Island immer der Fall war, weil sie so tief stand. Die Sonne ging auf und tauchte ab da den ganzen Tag alles in ein wunderbar warmes Licht. Alles, was davon berührt wurde, ergoss sich in Gold. Mich erfüllte es vor allem mit einem wohligen Gefühl der Ruhe und des Friedens. Und natürlich verlieh es jedem Foto einen umwerfenden Farbton. Einfach wunderschön. Selbstverständlich dürfen bei einem Aufent-halt in Islands Hauptstadt auch die zwei weiteren Hauptattraktionen nicht fehlen: die bereits erwähnte Konzerthalle Harpa und das Wikingerschiff Sólfar. Und ein total typisches Touristending aber Must-Do ist die Tour des Golden Circle.


ree

ree

Sei das nun mit einem Mietauto auf eigene Faust oder in Form einer organisierten Tour. Wobei man sich im Vornherein darauf vorbereiten muss, bei diesen Sehenswürdigkeiten selbst im Winter nicht alleine zu sein. Das ist wohl die andere Seite der Medaille beim aufkommendem Tourismus in Island.

ree
ree


Comments


  • White Facebook Icon
About Me

I am a 29 year old traveller. While I also love to Photograph and write down my thoughts just as plain and simple as they are, I decided to share this with who ever might be interested in reading about my adventures. Some might be in german, other in english, because I love to write in both languages. All that is left to say now: I hope you´ll enjoy:)

 

Join my mailing list

© 2018 by restlesstraveller. Proudly created with Wix.com

bottom of page