Gemstones – das Geheimnis der Edelsteine Sri Lankas
- Restlesstraveller
- 20. Juli 2018
- 4 Min. Lesezeit

Unterwegs mit unserem Tourguide und Privatchauffeur finden wir den Weg in eine kleinere Stadt mitten in der Hochebene zwischen zwei Gebirgsmassiven Sri Lankas gelegen. Ratnapura, was so viel wie «Edelstein-Stadt» heisst, trägt ihrem Namen alle Ehre. Es ist zwar keine schöne Stadt, aber ihr Schatz liegt tiefer unter der Oberfläche vergraben: Edelsteine. Sie hat sich ihren Namen durch die Gewinnung, Verarbeitung und Vertrieb vom wertvollen, funkelnden Gestein gemacht. Ein Bekannter unseres Fahrers ermöglichte uns, seine Mine zu besichtigen. Trotz Feiertag arbeiteten seine fleissigen Mitarbeiter gerade, als wir die überschaubare, doch etwas mickrige Mine erreichten. Sie befand sich etwas ausserhalb der Stadt, auf einem weiten Feld, dahinter Wald, Bäume, Urwald. Niemals hätte ich hier draussen, irgendwo im Nirgendwo, eine Mine vermutet. Schon gar nicht in dieser Grösse. Es sah mehr aus wie eine kleine, notdürftige Hütte ohne Wände.

Als wir näher traten, erklärte uns der stolze (wie sich später herausstellte indische) Besitzer, wie seine wertvolle Mine funktionierte. Es gab eine Art Sandkasten direkt neben der Hütte, und ein Strohhut hing aufgehängt an einem Pfosten vor mir. Gerade als ich mich fragte, warum nur ein Strohhut für vier Mitarbeiter hier hing, wurde meine Frage sogleich auch beantwortet. Es war nämlich kein Strohhut, sondern damit wurde unter aller wachsamen Augen der Anwesenden der Schutt, Dreck und Lehm, den die Arbeiter vorher aus der Mine hochgeschleppt hatten, gesiebt. Und nach Edelsteinen Ausschau gehalten, was wesentlich schwieriger ist als es klingt. Denn unbehandelte Edelsteine erkennt man nur mit einem geschulten Auge. Erst durch die Verarbeitung, den Schliff, kriegen zum Beispiel Rubine und Saphire diese intensive, klare und leuchtende Farbe. Als ich mich genauer umsah, erkannte ich, dass es rund um die Hütte glitzerte. Der ganze Boden schien wie von einem Glitzerregen übersät worden zu sein. Ich wollte dem genauer auf den Grund gehen, und fand heraus, dass überall glitzernde Steine lagen. Es stellte sich heraus, dass die meisten von ihnen von sehr brüchiger Konsistenz waren und in meiner Hosentasche schnell zerbröselten. Offensichtlich nichts was von wirklichem Wert war, denn die Arbeiter und Experten auf diesem Gebiet liefen im Gegensatz zu mir achtlos darüber hinweg. Ich begab mich also zurück zur Mine, wo man meiner Mutter gerade erklärte, wie Edelsteine entstanden. Ich musste es später nachschauen und schalte euch darum hier diese Erklärung für die Entstehung von Edelsteinen auf:
Vor Millionen von Jahren entstanden durch den Druck auf das Gestein des Massivs des Adam´s Peak Edelsteine. Der 129km lange Kaluganga (Fluss) hat dieses Gestein später abgetragen. Die aus dem Berg herausgespülten Edelsteine werden als Sekundärmaterial in den Ablagerungen des Kaluganga und seiner Nebenflüsse gefunden. Die Edelsteine liegen in einer Kiesschicht namens Illama, zu der man sich meist erst durch eine bis zu 12m mächtige Lehmschicht vorarbeiten muss. Aber nicht überall verläuft sie horizontal. Und nicht überall befindet sie sich in Bodennähe. Manche Pits stoßen bis in 100m Tiefe vor. Noch unterhalb der Ilamaschicht liegt eine nicht verwitterte Gesteinsschicht namens Malava, in der Mondsteine, Granate und Turmaline anzutreffen sind.

Noch heute schürft man mit primitiven Methoden. Die Arbeit in den Minen ist beschwerlich und gefährlich und für die Minenarbeiter ein regelrechter Knochenjob. Anstatt einer Leiter führt eine Bambusstange hinab in die Mine, an der die Arbeiter am Ende ihrer Schicht wieder hochklettern müssen. Ein Generator pumpt frische Luft in den gegrabenen zehn Meter tiefen, senkrecht verlaufenden Schacht. Im Innern bilden Bambusstangen die notdürftigen Sicherungen gegen Steinschlag und Einsturzgefahr. An einer dieser Stangen ist ein Schlauch mit Plastikbindern und Schnüren befestigt, welcher mit Hilfe eines Motors Wasser aus den Gängen pumpt. Gerade weil es hier so gut wie jeden Tag regnet, werden die unterirdischen Gänge ständig geflutet. Da hilft das provisorische Dach aus Palmwedeln und Plastikblachen nur bedingt, denn auch der Grundwasserspiegel steigt regelmässig an. Der Kies in der Mine wird in Handarbeit in Eimer geschaufelt. Diese Eimer werden an einem Seil festgebunden und von einer Konstruktion wie bei einem Brunnen von den zwei Wächtern hoch ins Freie gezogen. Im kleinen, künstlich angelegten Pool neben der Mine beginnt danach das Schürfen und Waschen. Die Umgebung der Stadt ist nicht geprägt von großen, sondern von einer Vielzahl von kleinen Minen. Wortwörtlich tausende werden jährlich nach der Regenzeit neu gegraben.

Der berühmteste Edelstein Sri Lankas ist der blaue Saphir. Aber auch das typisch Sri Lankische Katzenauge oder der «Star-Stone» sind etwas kostengünstigere Varianten für solche, die Schmuck mögen und sich gerne ein typisches Souvenir aus Ratnapura ergattern wollen. Denn, entgegen der Annahme, dass man ohne Zwischenhändler Edelsteine direkt vor Ort günstiger erwerben kann, sind sie auch in Sri Lanka – pardon – sauteuer. Ich konnte mich für einen wunderschönen, grau-violett schimmernden Star-Stone begeistern. Und ich habe den Kauf bis heute nicht bereut, weil er mich an eine tolle Reise zurückerinnert. Und wer sich sorgt, dass man zu tief in den Geldbeutel greifen muss, habe ich hier zwei Tipps:
1. Lasst euch einfach nicht über den Tisch ziehen! Holt euch eine zweite Meinung ein, vergleicht Preise! Die meisten Anbieter in Ratnapura sind Privatleute und die Preise sind oftmals aus der Luft gegriffen. Obwohl ich oben bereits erwähnt habe, dass es teuer ist, sollte man nicht mehr als im eigenen Land für einen Edelstein bezahlen.
2. Es gibt für jedes Portemonnaie was. Natürlich wird erst das Teure, Kostbare aufgetischt. Wer aber von Beginn weg kommuniziert, wie hoch oder tief das Budget ist, dem werden bald einmal kleinere und billigere Schmuckstücke präsentiert.
So. Ich hoffe ihr habt was gelernt. Ich fand diesen Besuch allemal sehr wertvoll und lehrreich und wollte euch für alle Fälle etwas davon mitgeben können. Bis zum nächsten Mal!
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