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Chaos in Ranthambore National Park

  • Autorenbild: Restlesstraveller
    Restlesstraveller
  • 15. März 2018
  • 11 Min. Lesezeit

Ich hatte eine Tigersafari für mich gebucht. In einem Wagen für 10 – 15 Leute. Um genau zu sein, hatte nicht ich es gebucht, sondern meine Freundin Akanksha. Sie hatte für mich alles organisiert, den Transfer nach Ranthambore, das Zimmer im Hotel mit Swimmingpool plus zwei Safaris. Überpünktlich wurde ich morgens um acht bereits in meiner aktuellen Unterkunft in Jaipur erwartet, obwohl wir eigentlich neun Uhr festgelegt hatten. In aller Eile schlang ich also um 8.15 Uhr noch das Frühstück runter, damit ich während der dreieinhalbstündigen Fahrt keinen Hunger kriegen würde. Danach stürmte ich nach oben in mein Zimmer, packte in Windeseile meinen Reiserucksack und stob wieder nach unten, wo der Taxifahrer nun ganze dreissig Minuten gewartet hatte. Dreissig Minuten vor festgelegtem Treffpunkt (also 8.30 Uhr) fuhren wir los.


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Die Fahrt entpuppte sich als ziemlich kurzweilig. Ich blickte die ganze Fahrt über aus dem Fenster und sog die Landschaft und ihre Bewohner in mich auf. Immer wieder rauschten kleine Dorfgemeinschaften am Strassenrand vorüber, mit kleinen Hütten, die aus Kuhdung gebaut und von einem Stroh- und Grasdach bedeckt wurden. Einige Hütten hatten die Bewohner mit weisser Kalkfarbe in typisch indischen Mustern bemalt. Auf der Strasse lagen zu hunderten Kuhfladenpatties: Kuhmist, den die Frauen des Dorfes zu runden Fladen geknetet und zum Trocknen in die Sonne gelegt hatten. Kuhdung war hier in Rajasthan ein überlebenswichtiges Naturmaterial. Man benutzte es zum Häuserbau, stampfte daraus Fussböden und Häuserwände oder benutzte ihn zum Kochen. Mit den Patties konnte man wunderbar Feuer entfachen, weil sie gut brennbar waren und dem Essen anscheinend ein einzigartiges Aroma verliehen. Immer wieder zogen sandige und dürre Wüstenlandschaften vorbei, abgelöst von saftgrünen Wiesen, die von Bauern bewirtschaftet wurden. Die gesamte Familie arbeitete dabei auf dem Feld. Und überall waren die Frauen in ihren wunderbar leuchtenden Saris vertreten. Man fand sie sowohl in den Dörfern als Hausfrauen, als auch auf den Feldern und auf den Strassen, wie sie neben Männern Schwerstarbeit verrichteten. Niemand war sich hier zu schade, und doch waren es die Frauen, die in ihrer Anmut und Schönheit alles andere überstrahlten. Egal wie hart und körperlich anstrengend die Arbeit war: Frauen zeigten sich stets von ihrer gepflegtesten und anmutigsten Seite. Schmuckbehangen und in ihre farbigen Saris gehüllt schufteten sie, tagein tagaus. Fasziniert klebte ich an der Fensterscheibe und rang mit mir. In mir wuchs der Wunsch, ein solches Dorf zu besuchen. Ich wollte mit meiner Kamera die Anmut und Schönheit dieser Frauen im Dorf unbedingt festhalten. Ich wollte diese Momente einfrieren, weil sie für mich die kostbarsten und authentischsten waren, die ich bis anhin gesehen hatte. Irgendwann über-wand ich mich und bat meinen Fahrer, beim nächsten Dorf Halt zu machen. Erst war ich etwas unsicher und blieb in sicherem Abstand beim Auto. Bald jedoch hatte sich eine Frau mittleren Alters neben mich gesellt, einen riesigen Sack Heu auf dem Kopf balancierend und ein kleines Kind auf dem Arm tragend. Typisch der Rajasthanitracht flatterte sachte ein seidenes rotes Tuch vor dem Gesicht der Frau. Sie trug Ketten und einen Stecker in der Nase, wie die meisten Frauen hier. Das Kind hatte eine Chipstüte in der Hand und blickte mich mit grossen Augen an. Für die Dorfbewohner hier war ich die grössere Attraktion als sie es für mich darstellten. Die Frau lächelte, und ich fragte sie auf Hindi, ob ich ein Foto von ihr machen dürfe. Sie nickte und posierte für mich. Doch als ich das Foto geschossen hatte, machte sie plötzlich einige schnelle Schritte auf mich zu und redete auf mich ein. Zeigte

dabei immer wieder auf ihr Kind und machte mit ihrer Hand Gesten, die nach Essen aussahen. Ich wurde wütend. Ihr Kind hielt eine Chipstüte in der Hand, und sie hatte ernsthaft die Frechheit, mich an-zubetteln? Ich schüttelte ernst den Kopf und verneinte. Ich würde ihr für das Foto nichts geben. Man muss vielleicht in diesem Land gewesen sein, um meine Reaktion zu verstehen. Oder meinen Blog-beitrag zum Thema Trinkgeld in Indien lesen. Oder darum wissen, wie viele tausende Selfies ich schon gratis über mich ergehen lassen musste in diesem Land, und niemals auch nur annähernd etwas dafür zurückerwartet hätte. Wie auch immer marschierte ich blitzartig von ihr weg. Nach einigen lauten Rufen gab die Frau auf und lief der Strasse entlang weiter.

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Genau so etwas hatte ich befürchtet. Touristen in Indien wurden selten mit aufrichtiger Freundlichkeit behandelt. Ich sage selten, nicht nie. Auch in Indien ist mir aufrichtige Freundlichkeit in Momenten begegnet, als ich wohl am Wenigsten damit gerechnet habe. Aber die traurige Wahrheit ist: Inder denken, dass jeder Weisse ein reicher Mann, und jede Weisse eine reiche Frau ist. Leider ist es oftmals so, dass sie in uns weniger Menschen, sondern Geldesel sehen. Ich habe diesen Blog nicht veröffentlicht, um Illuisonen und Märchen zu kreieren. Ich erzähle von der Wirklichkeit, wie ich sie erlebt habe. Alle schönen, aber auch die schlechten Erfahrungen. Und wenn man wirklich in Betracht zieht, im Norden von Indien reisen zu gehen, so möchte ich jene auf alle Eventualitäten vorbereiten. Ob sie dann auch eintreffen oder so wahrgenommen werden ist eine andere Geschichte. Aber dies ist meine.Genau so etwas hatte ich befürchtet. Touristen in Indien wurden selten mit aufrichtiger Freundlichkeit behandelt. Ich sage selten, nicht nie. Auch in Indien ist mir aufrichtige Freundlichkeit in Momenten begegnet, als ich wohl am Wenigsten damit gerechnet habe. Aber die traurige Wahrheit ist: Inder denken, dass jeder Weisse ein reicher Mann, und jede Weisse eine reiche Frau ist. Leider ist es oftmals so, dass sie in uns weniger Menschen, sondern Geldesel sehen. Ich habe diesen Blog nicht veröffentlicht, um Illuisonen und Märchen zu kreieren. Ich erzähle von der Wirklichkeit, wie ich sie erlebt habe. Alle schönen, aber auch die schlechten Erfahrungen. Und wenn man wirklich in Betracht zieht, im Norden von Indien reisen zu gehen, so möchte ich jene auf alle Eventualitäten vorbereiten. Ob sie dann auch eintreffen oder so wahrgenommen werden ist eine andere Geschichte. Aber dies ist meine.

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Nach diesem Zusammentreffen war mir die Lust vergangen, mich noch weiter in das Dorf mit ihren Bewohnern hinein zu wagen. Bewusst liess ich all meine Wertsachen und mein Geld im Taxi und nahm nur meine Kamera mit. Mein Fahrer ermutigte mich trotzdem dazu, mir das Dorf genauer anzusehen. Ich nahm einen tiefen Atemzug und fasste meinen ganzen Mut zusammen. Mein Fahrer blieb in meiner Nähe, und sollte ich Schwierigkeiten kriegen, würde er das schon regeln. Ich tat keine fünf Schritte, da hatte sich die Nachricht wohl bereits im ganzen Dorf verbreitet, und ich stand inmitten einer Schar verschleierter Frauen und ihren Kindern. Keine Ahnung, woher die alle so schnell gekommen waren. Obwohl ich kein Geld bei mir trug, wurde ich unruhig. Sie hielten zwar einen kleinen Abstand, doch ich konnte ihre unbändige Neugier spüren. Und ich war allein. Niemand von ihnen sprach English, und man begutachtete mich von oben bis unten. Ich hatte mich bereits im Taxi vorsorglich verschleiert, doch nun wurde ich von einigen jüngeren Frauen sehr deutlich und vehement gebeten, meine Kopfbedeckung abzunehmen. Als ich den Schal hob und mir um den Hals wickelte, schrien die Frauen vergnügt auf. Blondes Haar hatten sie wohl selten schon gesehen. Eine kam auf mich zu und zeigte auf meine Sonnenbrille. Ich hatte ganz vergessen, dass ich sie noch auf hatte. Ich nahm sie runter, und auch meine blauen Augen liess sie in erstauntes Gelächter ausbrechen. Dann gings weiter. Noch eine kam auf mich zu und berührte mich am Handgelenk. Sie zeigte auf meinen Vorrat an Haargummis. Weil ich so dichtes Haar hatte, trug ich immer mindestens zwei, meistens aber drei bis vier davon am Arm. Heute waren es vier. Zwei davon waren spiralförmig. Sie zeigte darauf. Solche hatte sie wohl noch nie gesehen. Indische Frauen trugen keine Haargummis um ihr Handgelenk. Ihre Handgelenke waren mit Bengals (indische Armreifen) geschmückt. Auf jeder Seite trugen sie immer mindestens zwei, und auf beiden Seiten immer genau die gleichen. Wenn sie also links drei gelbe Armreifen trugen, dann trugen sie rechts genau dieselben, in derselben Reihenfolge und Farbe. Einfach identisch. Ich allerdings trug meine Haargummis nicht identisch, und nur links. Das hatten sie wohl so noch nie gesehen, und um ihnen zu zeigen, dass das keine Armreifen sondern für die Haare waren, öffnete ich meinen Pferdeschwanz, nahm den spiralförmigen Haargummi und band meine Haare erneut zusammen. Erstauntes Murmeln ertönte im Kreis um mich herum. Noch mehr Schaulustige strömten herbei und blickten mich erwartungsvoll an. Die junge Frau zeigte erneut auf den silbernen, spiralförmigen Haargummi, und dann auf sich. Sie wollte, dass ich ihn ihr schenkte. Sie zeigte nochmals darauf, ich lächelte, und gab ihn ihr. Auf einen konnte ich wohl verzichten. Sofort steckte sie ihn sich erfreut ans Handgelenk, so wie ich ihn trug, und zeigte ihn stolz den anderen Frauen. Eine weitere kam und zeigte auf meine Sonnenbrille. Lächelnd überreichte ich sie ihr, und sie posierte stolz damit für mein Foto. Albernes Kichern huschte durch die Reihen der Mädchen und Frauen. Ich sorgte wohl gerade für die Unterhaltung des Tages. Doch ich brauchte die Sonnenbrille zurück. Es war meine einzige. Nachdem ich ihr das klar machen konnte durch Gestik und einem ziemlich eindeutigen «Please!» schien sie verstanden zu haben und gab mir meine Sonnenbrille zurück.

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Eine weitere junge Frau mit langen schwarzen Haaren kam angestürmt und zog mich am Arm. Voller Stolz stellte sie sich zur Wasserpumpe und bedeutete mir, dass ich sie fotografieren sollte, wie sie die Pumpe bediente. So dünn wie sie war lehnte sie sich mit dem ganzen Gewicht auf die Pumpe, und ihre Füsse hoben vom Boden ab. Der Hebel senkte sich nach unten und Wasser sprühte aus dem Hahn in einen Eimer. Sie lachte fröhlich und liess den Hebel wieder nach oben kommen, bevor sie sich erneut drauf stützte. Es sah aus wie ein sanftes Wiegen, und doch wusste ich, dass der Kraftaufwand dafür nicht zu unterschätzen war. Ihre dünnen Armen waren von feinen Muskeln durchzogen, die jedes Mal durch den Sari blitzten, wenn sie auf den Hebel drückte. Danach wollte sie sich die Aufnahmen ansehen, und kicherte rot vor Scham, als ich ihr die Bilder zeigte.

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Daraufhin wollte die ganze Gruppe vor dem Dorf posieren, und ich hielt die Bilder fest. Unverfälscht und ungestellt, wie sie gerade da waren. Ich war mittlerweile aufgrund der Hitze aber auch der Nervosität und Angespanntheit durchgeschwitzt und entschied deshalb, dass es an der Zeit war, weiter zu ziehen. Ich bedankte mich nochmals auf Hindi und winkte den Frauen und ihren Kindern ein letztes Mal zu, bevor ich wieder ins Taxi stieg und weiter fuhr.

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Der nächste Halt war dann bereits im Hotel. Ich wohnte in einem wunderschönen, geräumigen Zimmer mit grossem Badezimmer. Den Rest des Nachmittages verbrachte ich beim hoteleigenen Pool, und gönnte mir abends das typisch indische Palak Paneer (Spinat mit Hüttenkäse) und einen Pina Colada. Am nächsten Morgen klingelte um halb sechs Uhr mein Wecker. Die Tigersafari stand für mich auf dem Programm, doch ich wartete eine geschlagene Stunde im Foyer darauf, abgeholt zu werden. Als mein Safariauto dann endlich in der Einfahrt stand, sank mein Mut. Es war bereits voll, und zwar mit Indern. Ich war die einzige weisse Person in diesem Auto. Als ich einstieg, schrien mir über zehn indische Stimmen entgegen, dass ich mich zu ihnen setzen soll. Ich war total überfordert und sah keinen freien Platz, als der Guide kurzerhand für mich übernahm und mir einen Platz neben einem dicken, jungen Inder zuwies. Ich hatte kaum Platz neben ihm, dreist spreizte er die Beine und ich schaffte es gerade mal, eine halbe Pobacke auf dem Sitz neben ihm zu platzieren. Nach der langen Warterei und dieser unangenehmen Überraschung war ich ziemlich genervt. Ich wusste genau wie sich Inder auf Reisen verhielten, dafür waren sie weltbekannt. Ich wusste auch, dass ich in diesem Safariauto nichts sehen würde. Und ich würde Recht behalten. Meine Laune besserte sich auch nicht wirklich als ich merkte, dass rund um mich herum alle begannen, heimlich Selfies von mir zu schiessen. Nun fühlte ich mich wie ein Tier im Zoo. Oder den Tiger, den wir heute suchen wollten. Wenn ich etwas mehr hasste als Selfies, dann waren es heimliche Selfies von mir ohne mich zu fragen. Ich fand das respektlos und unanständig, doch leider begegnete mir das in Indien immer wieder. Um den Leuten ihr Selfie zu versauen setzte ich eine säuerliche Miene auf und blickte die meiste Zeit in eine andere Richtung oder zu Boden. Als man mir dann sagte, dass wir im Gebiet Nummer 5 nach Tigern suchen würde, und uns auf der Strasse alle anderen Safarifahrzeuge kreuzten und in die andere Richtung fuhren, beschlich mich das ungute Gefühl, dass wir heute wohl keinen Tiger zu Gesicht bekommen würden. Wir schienen die einzigen zu sein, die eine andere Route wählten. Und irgendwo in meinem Kopf stellte ich mir die Frage, ob es wohl daran lag, dass man Inder nicht das gleiche Programm bot wie den reichen Weissen. Kaum hatten wir den offiziellen Raum des Nationalparks betreten, stauten sich die Fahrzeuge. Das Geschrei der indischen Safariguides und ihrer Fahrer erfüllte den Wald. Natürlich stürzten alle indischen Insassen unseres Fahrzeugs (also alle ausser Ich) hoch und drückten sich ans Gelände des Safariwagens. Wer dort keinen Platz fand stellte sich mit seinen dreckigen, staubigen Strassenschuhen auf die Sitzhöcker und verdrängte mich von meinem Platz. Der Guide zeigte mit seinem Finger irgendwo in die Ferne: da sollte ein Tiger sein. Vor uns standen ungefähr 5 weitere Safariwagen quer verkeilt ineinander, alle bemüht, den besten Sichtposten zu bekommen, koste es, was es wolle. Später erfuhr ich, dass das daran lag, dass die Guides und Fahrer die besten Trinkgelder einstecken wollten. Und die gab es natürlich nur, wenn man den Tiger gut sehen konnte. Also nahm man keine Rücksicht auf die anderen, jeder drängte sich ganz nach indischer Manier vor und nahm keine Rücksicht auf Verluste. Damit meine ich vor allem den Wald. Man kam von den Schotterpisten ab und fuhr über geschütztes Gras, Gebüsch, Pflanzen und was weiss ich noch alles, bloss um eine bessere Sicht zu bekommen. Natürlich wurde auch auf andere Tiere keine Rücksicht genommen. Die mussten dann einfach aus der Bahn springen. Auf meiner Nachmittagstour war das Ganze noch schlimmer. Gegen Ende unserer Tour erreichte uns plötzlich die Nachricht, dass man weiter vorne im Park bei einer Abzweigung einen Tiger gesichtet hätte. Todesmutig raste unser Fahrer mit seiner alten Schlotterkiste über den steinigen, nicht asphaltierten Weg. Dieses Mal war ich in Begleitung einer weissen Reisegruppe, und dieses Mal ging es etwas gesitteter zwischen uns zu und her. Jeder dachte auch an die anderen und sorgte dafür, dass jeder einmal das Fernrohr kriegte und einen geeigneten Platz erhielt um den Tiger zu sehen. Wer dran gewesen war setzte sich schön brav wieder an seinen Platz, ohne dass dies hätte angeleitet werden müssen. Tut mir Leid, aber ich hatte den direkten Vergleich, verdammt sind wir Westler einfach kultiviert. Doch als wir an besagtem Platz ankamen, standen da bereits zehn Wagen dicht aneinander gedrängt auf der schmalen Strasse und versuchten energisch, sich aneinander vorbei zu quetschen. Von beiden Seiten kamen immer mehr Fahrzeuge und schlossen die ein, die bereits da waren. Irgendwann war es eine Patt-Situation. Niemand konnte mehr vor noch zurück. Alle waren zugeparkt und versuchten trotzdem weiterhin, in die Mitte zu gelangen, von da aus man die beste Sicht hatte. Die Lage geriet ausser Kontrolle, als ein Deutscher unseren Guide als «Bockwurst» beschimpfte. Wütend schrien sich die indischen Guides an, und die Touristen stimmten mit ein. Es wurde beleidigt, angeschrien und wild rumgefuchtelt, während hundert Meter weiter ein Tiger im Gebüsch gemütlich schlief. Die ganze Situation war so grotesk und absurd, dass ich nicht wusste, ob ich nun über die Lächerlichkeit der Guides lachen oder über die Unsensibilität weinen sollte. Doch im Grunde genommen schämte ich mich schlichtweg dafür, diese Tour gebucht zu haben, und für solch einen Zirkus bezahlt zu haben. Nein ehrlich! Mein Wunsch war es gewesen, diese atemberaubende und unglaublich faszinierende Wildkatze in freier Wildbahn zu sehen. Nicht, sie wie in einem Zoo vorgeführt zu bekommen. Die Menschen in diesen Fahrzeugen benahmen sich wie Affen, das ganze fühlte sich an wie irgend ein Abklatsch einer billigen Realitysoap. Und die Tiger hatten sich wohl ganz offensichtlich an diesen alltäglichen Rummel gewöhnt. Unser Prachtexemplar wirkte bereits so abgestumpft, dass er während des ganzen Theaters nur einmal kurz den Kopf hob, und danach wieder gleichgültig vor sich hin döste. Während diesem erzwungenen Aufenthalt zwischen all den Wahnsinnigen setzte sich ein Typ neben mich, der in Afrika Safaris leitet. Wir unterhielten uns ein wenig, natürlich leise, weil wir rücksichtsvolle Menschen waren. Brachte zwar nichts, weil um uns herum alle schrien, aber was solls. Für ihn war es wohl noch wesentlich schlimmer dieses Theater mitanzusehen. Trotzdem war auch ich froh, als diese Safari zu Ende war. Und einmal mehr musste ich einfach einsehen: andere Länder, andere Sitten. Indien war das Land des Chaos.

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Schlussendlich haben wir anstatt der Tiger gefühlte tausend Pfaue und Rehe gesehen!


Ich für meinen Teil würde niemals wieder eine Tour im Ranthambore National Park buchen. Die Guides sind so geil aufs Trinkgeld dass sie bereit sind, jegliche Regeln des nachhaltigen Tourismus zu missachten um mehr Geld für sich einzustecken. Auch sonst sind die Safaris für indische Verhältnisse sauteuer und einfach total überlaufen. Da würde ich eher anraten, mir einen kleineren, etwas unbekannteren Nationalpark rauszusuchen, wo die Chance, einen echten Tiger zu sehen zwar geringer, aber dafür einmaliger sind. Weil einem dann nicht zweihundert anderen Menschen über die Schulter glotzen und gleichzeitig unter lautstarken Protesten, Geschrei und Gerangel versuchen, das beste Foto zu erhaschen. Aber das ist eure Entscheidung. Wirklich einen Tiger zu Gesicht zu kriegen ist sowieso Glücksache. Auch in Ranthambore.

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Ladies und Gentlemen, darf ich präsentieren: DER TIGER! (es war übrigens eine SIE...)


PS: Ich habe mein bestes gegeben, echt. Mit riesen Zoom (dieses Foto wurde durch einen Feldstecher hindurch gemacht!) und Bearbeitung (wo nochmals gezoomt wurde..)ist das rausgekommen, mehr lag echt nicht drin .. die Raubkatze in freier Wildbahn, total entspannt.

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I am a 29 year old traveller. While I also love to Photograph and write down my thoughts just as plain and simple as they are, I decided to share this with who ever might be interested in reading about my adventures. Some might be in german, other in english, because I love to write in both languages. All that is left to say now: I hope you´ll enjoy:)

 

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